Historie
Das Künstlerhaus Lukas gehört zu den ältesten Künstlerhäusern Deutschlands. 1894 wurde das repräsentative Landhaus von dem Landschaftsmalter Paul Müller-Kaempff (1861-1941) als private Malschule „St. Lucas“ erbaut. Hier arbeiteten vor allem Künstlerinnen, denn damals war Frauen der Zugang zu Kunstakademien noch versperrt.
Das Haus „St. Lucas“ bildete um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert den Nukleus der Ahrenshooper Künstlerkolonie. Die noch fast unberührte Landschaft zwischen Meer und Bodden zog im ausgehenden 19. Jahrhundert Landschaftsmaler:innen wie Elisabeth von Eicken, Friedrich Grebe und Anna Gerresheim an. Das entlegene, großstadtferne Ahrenshoop und die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für viele Künstler:innen und Intellektuelle wie Otto Dix, Max Pechstein, Gerhard Marcks oder Uwe Johnson ein Rückzugsort. Zwischen den zwei Weltkriegen diente das Künstlerhaus als Flüchtlingsunterkunft und Friseursalon, blieb aber immer auch ein Ort für Kunst.
In der DDR-Zeit wurde Ahrenshoop zum „Bad der Kulturschaffenden“ – ein Ostseeidyll für die kulturelle Elite des Landes. 1979 ging das „Haus Lukas“, wie es nun hieß, in den Besitz des Kulturfonds der DDR über und bot als „Erholungsheim für Kulturschaffende“ vor allem Künstler:innen aus dem Theater- und Filmbereich, wie z.B. Heiner Müller, Aufenthalte an der Ostsee.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde das Künstlerhaus Lukas zusammen mit dem Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf von der Stiftung Kulturfonds der neuen Bundesländer finanziert. Seit 1994 wurden im Künstlerhaus in Ahrenshoop Künstler:innen aus ganz Deutschland und Europa mit Stipendienaufenthalten gefördert. Leiterinnen in den ersten Jahren der Stipendienstätte waren die Theaterwissenschaftlerin Ursula Hahlweg-Elchlepp, die Literaturwissenschaftlerinnen Gwendolyn Mertz und Ursula Vogel sowie die Künstlerin Inga Rensch, die den Fokus auf Kooperationen mit Ländern rund um die Ostsee ausbaute und die spartenübergreifende künstlerische Praxis des Künstlerhauses in einer gemeinsam mit dem Neuen Kunsthaus betriebenen EDITION HOHES UFER AHRENSHOOP zum Ausdruck brachte.
2004 musste die Stiftung Kulturfonds aufgrund von Kapitalverlusten ihre Fördertätigkeit beenden und wurde liquidiert. Das Künstlerhaus Lukas stand vor dem Aus. Es konnte 2005/06 infolge der Übernahme des Stipendienbetriebs durch das Land Mecklenburg-Vorpommern und die neue Trägerschaft durch den Verein „Künstlerhaus Ahrenshoop e. V.“ seine Fördertätigkeit modifiziert fortsetzen. Nach dem Trägerwechsel wurde von der langjährigen Leiterin, der Künstlerin und Gründerin des Neuen Kunsthaus Ahrenshoop Gerlinde Creutzburg, ein Stipendienaustauschprogramm mit Partnerinstitutionen im Ostseeraum und Island etabliert. Seit Oktober 2021 leitet die Kulturwissenschaftlerin Olivia Franke das internationale Artist-in-Residence-Programm.