damals



1894 wurde das Künstlerhaus Lukas vom Maler Paul Müller-Kaempff als private Malschule für Künstlerinnen erbaut, da damals Frauen noch nicht an Akademien studieren konnten. Im Zuge des Ersten Weltkrieges kaufte Bernhard Saatmann das Gebäude und betrieb es als Pension für Künstler*innen und darüber hinaus auch einen Friseursalon. Den Friseursalon führte Saatmann bis zu seinem Tode im Jahre 1966 weiter.

1959 übernahm der Kulturbund und das Ministerium für Kultur der DDR die Leitung des Pensionsbetriebes für Kulturschaffende. Im Mai 1979 ging das „Haus Lukas“ in das Eigentum des Kulturfonds der DDR über. Seitdem wurde es bis 1990 als „Haus Lukas“ überwiegend als Erholungsheim für Kunstschaffende der DDR genutzt. Aber auch erste Arbeitsaufenthalte wurden ermöglicht. Prominentester Gast war Heiner Müller.

Zuvor, nach der Gründergeneration, kamen zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch Künstler*innen des „Blauen Reiter“, der „Brücke“ und der „Novembergruppe“ auf die Halbinsel. Sie ließen sich aber nicht mehr dauerhaft in Ahrenshoop nieder, sondern nutzen den Ort meist in den Sommermonaten. Damit begründeten sie eine Entwicklung, die Ausdruck einer mobiler gewordenen Gesellschaft war, die den naturfernen Städten entfliehen wollte. So besuchte auch George Grosz mehrfach den Darß, um hier beispielsweise auf Otto Dix oder Max Pechstein zu treffen. Ahrenshoop schrieb sich in die Kunstgeschichte ein. 

Die entlegene, großstadtferne Küstenregion war in den Jahren des Dritten Reiches und zur Zeit der DDR ein Rückzugsort für Intellektuelle und Künstler*innen, die jenseits doktrinärer Beeinflussung arbeiten wollten. So lebte hier der Bildhauer Gerhard Marcks nach seiner Entlassung als Professor an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein von 1933 bis 1946. Der Maler Max Schwimmer suchte in Folge der Formalismusdebatte und der Aufgabe seines Lehramtes Anfang der 50er Jahre die Nähe zum befreundeten Theodor Schulze-Jasmer im benachbarten Prerow.

Die Regierung der DDR machte Ahrenshoop zum "Bad der Kulturschaffenden". Es war der Kulturbund mit dem Dichter Johannes R. Becher, dem Pastor Karl Kleinschmidt aus Schwerin und dem Schriftsteller Willi Bredel, die nach 1945 Ahrenshoop für sich entdeckten. Der Schriftsteller Uwe Johnson lässt in seinem Roman „Jahrestage“ die Hauptfigur Gesine Cresspahl sagen: „Den Intellektuellen der Zone wurde das Fischland zugeteilt wie eine Medizin, nach 14 Tagen mussten sie Platz machen.“ 

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands sorgte die 1990 errichtete Stiftung Kulturfonds als Rechtsnach-folgerin des Kulturfonds der DDR dafür, dass ab Sommer 1994 das Künstlerhaus Lukas Arbeits-stätte für Künstler*innen nunmehr aus ganz Deutschland wurde.

Zwischen den Frühsommern 1994 und 1996 leitete die Theaterwissenschaftlerin Ursula Hahlweg- Elchlepp das Künstlerhaus, das zunächst unter dem Namen „Künstlerhaus ‚Haus Lukas‘“ firmierte. In diesen Jahren entstanden erste Zusammenarbeiten mit den ortsansässigen Kunsthäusern. Auch der zur Tradition gewordene „Tag der offenen Tür“ wurde damals initiert. Ebenso arbeitete das Künstlerhaus Lukas von Anbeginn mit dem von Gerlinde Creutzburg gegründeten Kunsthaus Guttenberg zusammen, das 1998 in das Neue Kunsthaus umzog.

Der ersten Leiterin folgte für ein knappes Jahr die Literaturwissenschaftlerin Gwendolyn Mertz, die für eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit anderen kulturellen Institutionen in Mecklenburg-Vorpommern sorgte. Gemeinsam mit Sabine Jastram-Porsche vom Kunstkaten und Gerlinde Creutzburg vom Kunsthaus Guttenberg/Neuen Kunsthaus wurde die erste Kulturkonzeption Ahrenshoops entworfen. 

1997/98  musste das Künstlerhaus Lukas für eine Generalsanierung geschlossen werden. Jedes der fünf Studios erhielt Bad und WC, die Gemeinschaftsküche wurde vollkommen erneuert, der Gemeinschaftsraum wurde mit einer Bibliothek und einem Klavier ausgestattet, und im Tiefgeschoss wurde der Boden eines Arbeitsraums abgesenkt, damit darin eine Bildhauerwerkstatt eingerichtet werden konnte.

Im Sommer 1998 übernahm die Bildende Künstlerin Inga Rensch für fünf Jahre die Leitung des wiedereröffneten Künstlerhauses Lukas. Unter ihrer Leitung wurde die Einbeziehung von Künstler- *innen auf die Länder rund um die Ostsee erweitert. Die spartenübergreifende Arbeit fand ihren besonderen Ausdruck in der fortan gemeinsam mit dem Neuen Kunsthaus betriebenen EDITION HOHES UFER AHRENSHOOP, die in Nachfolge der von Gerlinde Creutzburg gegründeten Edition Kunsthaus Guttenberg. Wanderausstellungen, die in Verbindung mit dem Neuen Kunsthaus Ahrenshoop entstanden sind, Ausstellungen im eigenen Haus und eine enge Zusammenarbeit mit dem Schweriner Filmkunstfest kamen neu hinzu und beförderten die Öffentlichkeitsarbeit.
Danach leitete etwas mehr als ein Jahr die Literaturwissenschaftlerin Ursula Vogel das Haus.

Im Dezember 2004 musste die Stiftung Kulturfonds ihre Fördertätigkeit beenden und das Künstler- haus Lukas schließen. Im Jahr 2005 hat das Land Mecklenburg-Vorpommern das Haus übernommen, um die internationale und spartenübergreifende Künstler*innenförderung fortsetzen zu können. Die Leitung des Künstlerhauses Lukas ist dem Verein „Künstlerhaus Ahrenshoop“ übertragen worden, der ab Februar 2006 die bewährte Arbeit in erweiterter Form mit neuen Kooperationspartnern fortsetzt. Ein internationales auf Nordeuropa konzentriertes Stipendienaustauschprogramm wurde von der Künstlerin Gerlinde Creutzburg, Leiterin von 2006 bis 2021, etabliert. Für den Erhalt des Gebäudes sorgt nunmehr die Gemeinde Ahrenshoop.

Die reizvolle Landschaft, die historischen Stätten der ersten Künstler*innengeneration, die Spuren von Künstlerpersönlichkeiten wie George Grosz, Johannes R. Becher, Edmund Kesting, Uwe Johnson oder Hans Kinder in den wechselvollen Jahren danach sowie zahlreiche seit 1990 sehr aktive Kunsthäuser und Galerien – wie das neu erbaute Kunstmuseum, der Kunstkaten, das Neue Kunsthaus, die Galerien Alte Schule und Peters-Barenbrock oder das Dornenhaus sowie zahlreiche Keramikwerkstätten – ziehen jährlich viele Besucher*innen in den Kunstort Ahrenshoop. Das Künstlerhaus Lukas hat in nun fast 130 Jahren diese Geschichte wesentlich mitgeschrieben. 

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